Ölrausch und Huzulenkult

Fotografische Streitobjekte aus Galizien und der Bukowina

Fr, 18.11.2022 – So, 26.03.2023
Die modernste Industrie in der ärmsten Region: Nirgends prallten die Gegensätze stärker aufeinander als an der Peripherie der Habsburgermonarchie.
Während Erdölingenieure und Spekulanten Galizien und die Bukowina in die Moderne katapultierten, suchten Ethnografen bei den in den schwer zugänglichen östlichen Karpaten lebenden Menschen nach den Resten einer vermeintlichen Ursprünglichkeit, nach ungebrochenen Traditionen in Kleidung oder Kunsthandwerk, Bräuchen oder Hausbau. Doch das auf den ersten Blick rein wissenschaftliche Interesse an den „Huzulen“ spiegelte die wachsenden politischen Spannungen, die mit den radikalen gesellschaftlichen Umbrüchen einhergingen. Ukrainische, polnische, rumänische und deutschsprachige Eliten versuchten, „Land und Leute“ für ihre jeweiligen Ziele einzuspannen.

Gemeinsam war diesen Akteuren, dass sie trotz konträrer Standpunkte immer wieder auf dieselben Bilder des in Kolomea/Galizien ansässigen kommerziellen Fotografen Julius Dutkiewicz zurückgriffen. Seine Industrieaufnahmen dienten in Ausstellungen und Publikationen zur Darstellung wirtschaftlicher Prosperität des Landes, seine weit verbreiteten „Typenfotos“ wiederum festigten die Vorstellung von den „Huzulen“ als einer Völkerschaft, die anderswo in Europa längst abgelegte Sitten bewahrt hätte.

Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem Volkskundemuseum Wien und dem Photoinstitut Bonartes, Wien.

Kurator*innen: Monika Faber, Martin Keckeis (Photoinstitut Bonartes), Herbert Justnik (Volkskundemuseum Wien). Wissenschaftliche Beratung: Martin Rohde. Sammlungsmanagement und wissenschaftliche Aufarbeitung: Astrid Hammer, Katharina Zwerger-Peleska, Mitarbeit: Tamara Hauer. Produktion: Lena Nothdurfter. Ausstellungsgestaltung: Walter Kirpicsenko. Kulturvermittlung: Dagmar Czak, Katrin Prankl.

Download Folder
Download Raumtexte

BEGLEITPROGRAMM

Ausstellungseröffnung
Do, 17.11.2022, 19.00 Uhr

Gespräch
Who are the Hutsuls?
Habsburg, Polish, Russian, Ukrainian and Other Stories of a Fictional European Identity
Do, 15.12.2022, 18.00 Uhr
„Hutsuls“ are a culturally oscillating ethnographic group in the Eastern Carpathians, located in today’s Western Ukraine. In the Habsburg Empire, mysteries about their culture, their origin and their national belonging triggered vivid curiosity among artists, writers, scholars and politicians of surrounding national movements and states. They developed different phantasies of the Hutsuls and the adminitratively split Hutsul region, which became a borderland between Czechoslovakia, Poland and Romania after the collapse of the Habsburg State. Based on stories of the multilingual discourses on Hutsuls, we will discuss the cultural and political dimensions of their transnational imagination.
Martin Rohde (Czech Academy of Sciences, Institute of History, Prague)
Bohdan Shumylovych (Center for Urban History, Lviv)
Jagoda Wierzejska (University of Warsaw, Institute of Polish Literature)
Zum Live-Stream

Familien-Workshop
Was tun Bilder mit uns?
Abgesagt: Di, 20.12.2022, 16.00 Uhr 
Neuer Termin: Mi, 8.2.2023, 16.00 Uhr
Die modernste Industrie in der ärmsten Region: Nirgends prallten die Gegensätze stärker aufeinander als an der Peripherie der Habsburgermonarchie – konkret in Galizien und der Bukowina. In dem Familien-Workshop erfahrt ihr, wo diese Gebiete heute liegen und welche Klischees über die Landschaft und über die Menschen, die dort lebten, durch Fotografien geschaffen und vermittelt werden. Wie prägen Fotos oder Postkarten das Bild, das wir von bestimmten Gebieten haben? Um das herauszufinden seid ihr eingeladen, mit uns gemeinsam die Bilder in eurem Kopf zu Papier zu bringen. Danach tauschen wir uns über die Zeichnungen aus. Erkennst du, was ich gezeichnet habe?
Kosten: € 4,- Führungstarif, kostenlos für Mitglieder im Verein für Volkskunde
Dauer: 1 Stunde
Altersempfehlung: Kinder von 8 bis 13 Jahre und Erwachsene
Treffpunkt: 15.45 Uhr in der Passage des Volkskundemuseum Wien

Gespräch
Ukrainische Nationalisierungsbestrebungen zwischen den Imperien
Do, 16.3.2023, 18.00 Uhr
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen sich ruthenisch-ukrainische nationale Projekte in der Habsburgermonarchie und im Russländischen Reich auszubilden; sie agierten sowohl gemeinsam als auch getrennt. Zum Teil standen ihre kulturellen Selbstverortungen und politischen Ambitionen imperialen Visionen diametral gegenüber, manches Mal handelte es sich aber auch um kooperative Projekte, die sich an die jeweilige Metropole anzulehnen suchten. In diesem Gespräch diskutieren wir unterschiedliche Blickwinkel auf die ruthenisch-ukrainischen Bevölkerungsgruppen dies- und jenseits der österreichisch- russländischen Grenze und fragen nach der gegenwärtigen Relevanz von Ideen und Kontroversen, die sich bis zum Zerfall der beiden Imperien entwickelten. Besondere Schwerpunkte werden ethnografische, historiografische und sprachliche Konzeptionen darstellen.
Fabian Baumann (The University of Chicago, The Department of History, Chicago)
Martin Rohde (Czech Academy of Sciences, Institute of History, Prague)
 
VERMITTLUNGSPROGRAMM

Führungen
So, 20.11.2022, 15.00 Uhr, Kurator*innenführung mit Herbert Justnik und Martin Keckeis
So, 11.12.2022, 15.00 Uhr, Sonntagsführung mit dem Team der Kulturvermittlung
So, 22.1.2023, 15.00 Uhr: Kurator*innenführung mit Herbert Justnik und Martin Keckeis
So, 12.2.2023, 15.00 Uhr: Sonntagsführung mit dem Team der Kulturvermittlung
Sa, 25.2.2023, 15.00 Uhr: Kurator*innenführung mit Monika Faber (krankheitsbedingt findet die Führung mit Herbert Justnik und Martin Keckeis statt)
So, 19.3.2023, 15.00 Uhr: Kurator*innenführung mit Herbert Justnik und Martin Keckeis
Sonntagsführungen im Überblick

Für Gruppen und Schulklassen

Workshop
Was tun Bilder mit uns?
Konstruktion und Deutungsmacht damals und heute

Ab 15 Jahren
Hast du schon einmal von Galizien und der Bukowina gehört? In dem Workshop erfährst du, wo diese Gebiete heute liegen und warum sie für die damals noch junge Wissenschaft der Volkskunde in der Habsburgermonarchie so wichtig waren. Welche Klischees und Stereotypen wurden über die Landschaft und über die Menschen, die dort lebten, durch Fotografien konstruiert und transportiert? In Kleingruppen erarbeitet ihr diverse Perspektiven auf die Zusammenhänge von Politik, Ökonomie und Wissenschaft und könnt selbst ausprobieren, wie wirkmächtig Medien waren und sind. Weiters widmen wir uns den Betrachtungsweisen, die bis in die Gegenwart hineinwirken, und beschäftigen uns mit Themen wie Rassismus und Dekolonialisierung.
Dauer: 90 Minuten
Kosten: € 4,50 pro Person
Zur Buchung

Ausstellungsrundgang
Gemeinsames Betrachten, Erleben und Erfahren ist beim Ausstellungsrundgang in den Dauer- oder Sonderausstellungen möglich.
Vermittler*innen des Museums führen durch die Ausstellung Ölrausch und Huzulenkult. Fotografische Streitobjekte aus Galizien und der Bukowina.
Dauer: 60 Minuten
Kosten: € 4,00 pro Person
Anmeldung für Gruppen
www.volkskundemuseum.at/anmeldung
Information
www.volkskundemuseum.at/vermittlung
kulturvermittlung@volkskundemuseum.at
+43 (0) 1 406 89 05.26

Zum Pressebereich


Volkskundemuseum Wien
Laudongasse 15–19, 1080 Wien
T: +43 1 406 89 05
F: +43 1 406 89 05.88
E: office@volkskundemuseum.at

Hildebrandt Café
T: +43 1 406 89 05.10
E: hi@hildebrandt.cafe
Online Tischreservierung

Öffnungszeiten
Museum:
Di bis So, 10.00 bis 17.00 Uhr
Führungen und Programm: Termine
Bibliothek:
Besuch nach Voranmeldung
SchönDing Shop | Café:
Di bis So, 10.00 bis 17.00 Uhr

Hildebrandt Café:
Di bis So, 10.00 bis 18.00 Uhr
Mostothek:
Di, ab 17.00 Uhr


Eintritt
frei im ganzen Museum