Space Invasion

Mi, 23.01.2008 – So, 27.04.2008
Drei Ausstellungen junger Kunst in der ehemaligen Portierswohnung des Volkskundemuseums.
Außerhalb des etablierten Kunstbetriebes finden seit zwei Jahren in unterschiedlichen Stadtvierteln Wiens temporäre "Invasionen" zeitgenössischer junger Kunst an Orten statt, die man sonst nicht unbedingt mit Kunst assoziiert. Die derzeit nicht genutzten Räumlichkeiten der ehemaligen Portierswohnung im Gartenpalais Schönborn sind von Mitte Jänner bis Mitte April 2008 Schauplatz für drei Einzelausstellungen im Rahmen dieses Projekts. Die Räume lassen noch klar erkennen, dass sie bis vor kurzem als Wohnraum gedient haben und stellen damit alles andere als einen "White Cube" dar. Während der sog. "White Cube" ein ästhetisch vordefinierter Raum ist, hat man es hier mit Zeichen lebensweltlicher Nutzung zu tun. Diese steht in einem konkreten funktionalen Bezug zum Museum: Privater Raum in einem öffentlichen Gebäude. Dieser Umstand birgt die Herausforderungen für die Künstler, sich mit den Gegebenheiten vor Ort auseinander zu setzen und den Raum mit jeder der aufeinander folgenden Ausstellungen weiter zu verändern.


GREGOR GRAF
Für die dritte Ausstellung von Space Invasion in der ehemaligen Portierswohnung des Österreichischen Museums für Volkskunde, wählt auch Gregor Graf abermals einen völlig neuen Zugang. Ihm geht es in seiner mehrteiligen Installation um das Thema des Wohnens. Das Wohnen in einer Substandardwohnung in einem Museum, mit seinen Träumen und Schwierigkeiten. Er thematisiert die Zwittersituation dieser Räume, zwischen privatem Wohnraum und Arbeitsplatz im Museum. Substandard als zwingender Traumproduzent: der Künstler inszeniert den Traum vom Eigenheim Österreich. Zusätzlich reflektiert er über die Abwesenheit von BewohnerInnen, an einem Ort dem man den ehemaligen Lebensraum noch ansieht. Er baut aus den Resten der vorhergehenden Nutzung Mobiliar und verweist mit den entstehenden Leerstellen auf die Zerstörung der ursprünglichen Situation.


MARKUS HOFER
Der in Wien lebende Künstler Markus Hofer (* 1977) wird für den zweiten Teil von Space Invasion die Portierswohnung in eine Geschichtswerkstatt verwandeln. Von drei Schreibmaschinen ausgehend zieht sich eine Papierbahn durch die Räume der Wohnung, um schlussendlich in Archivboxen gesammelt zu werden. Auf ihrem Weg nimmt diese immer mehr Text auf. Völlig vollgesogen mit Druckerschwärze endet sie als vielschichtige historische Überlagerung in den Speichern der Geschichte. Markus Hofer bezieht sich damit einerseits auf die Geschichte der Portierswohnung, in der noch die Spuren der vorhergehenden Nutzung zu finden sind. Andererseits greift er zwei Begriffe auf, die für die Konstituierung der Museen von zentraler Bedeutung sind: Fortschritt und Geschichte. Die BesucherIn durchläuft bei Space Invasion den Prozess der Geschichtsschreibung von seinem "Ende" her - so wie sich das Publikum auch in Ausstellungen immer mit den "Ergebnissen" der Geschichte konfrontiert sieht. Am Ende der Räume angelangt steht man quasi am "Entstehungspunkt" des Historischen.

Zusätzlich zu dieser Installation, wird Markus Hofer auch in anderen Bereichen des Museums Eingriffe vornehmen. In der Schausammlung des Österreichischen Museums für Volkskunde wird die Arbeit „Blackbox“ installiert. Hier wird dieses Aufzeichnungsinstrument aus Flugzeugen im Museum eingebaut und zeichnet so auf einer symbolischen Ebene alle Prozesse, die in diesem Gebäude ablaufen, auf.


CORINNE L. RUSCH
Die in Wien lebende Künstlerin Corinne L. Rusch (* 1973, Guatemala) eröffnet mit ihrer raumfüllenden Installation die Ausstellungsreihe. In ihrer Arbeit versucht sie architektonisch und gesellschaftlich unterschiedliche Räume zu verbinden. Sie transferiert den herrschaftlichen Prunksaal in der Beletage des fürstlichen Palais, in die im Parterre liegende kleine Portierswohnung. Dies funktioniert jedoch nicht als realistische Illusion. In Zitaten taucht der herrschaftliche Prunk in einer neuen, psychedelisch anmutenden Welt auf. Nur durch Türspione lässt sich die alte Welt der Wohnung noch entdecken. Hinter der Kulisse taucht als Realität wieder das Gerippe der verkommenen Wohnung auf. Als Inspiration erwähnt die Künstlerin David Lynchs red room in Twin Peaks, in diesem Fall der blaue Salon, außerhalb liegt die reale Welt. In der neuen Welt hängen zwei Fotos, auf denen ein Riese zu sehen ist, fotografiert in den versteckten Räumen. Eine Traumfigur, der viel zu große Mann in dieser kleinen Wohnung, vollgestopft mit Müll. Der Butler ohne Namen, der aus seiner Rolle taucht und zum Raumverwüster wird, vielleicht hat er diesen Salon gebaut, diese andere Welt, oder er ist auch nicht real, nur Vorstellung. Die ganze Installation soll an einen Traum erinnern, den Wunsch ganz nach oben zu kommen; in die Beletage.

Kuratierung: Herbert Justnik, Elsy Lahner
Volkskundemuseum Wien
Laudongasse 15–19, 1080 Wien
T: +43 1 406 89 05
F: +43 1 406 89 05.88
E: office@volkskundemuseum.at

Hildebrandt Café
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Öffnungszeiten
Museum:
Di bis So, 10.00 bis 17.00 Uhr
Führungen und Programm: Termine
Bibliothek:
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Hildebrandt Café:
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Mostothek:
Di, ab 17.00 Uhr


Eintritt
frei im ganzen Museum